La Réunion 
(04. - 18.01.2015)

Uns war klar, dass eine Reise auf die Insel La Réunion im dortigen Sommer wegen des häufigen Regens durchaus wetterabhängig ist. Aber da wir zum einen unserem Winter für einige Zeit entfliehen und zum anderen eine längere Krankheit inklusive schwerer Operation verarbeiten wollten, nahmen wir das gerne in Kauf. Und es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wir haben unsere Trauminsel entdeckt...

Sonntag, 04.01.2015

Wie praktisch alle Reisenden müssen wir von München erst mal nach Paris - trotz der Länge ist der Flug nach Saint-Denis auf Réunion ein Inlandsflug... Wenigstens müssen wir in Paris nicht den Flughafen wechseln, weil wir uns für den Langstreckenflug mit der auf Réunion ansässigen Air Austral entschieden haben, die ab Charles-de-Gaulle fliegt.
Unser Flieger nach Paris hat auch kaum Verspätung, unser Gepäck geht in CDG* durch, wir müssen zwar den Terminal* wechseln, aber wir haben ja genug Zeit. 
Dafür dauert's aber dann mit unserem Flug ins Paradies! Erst hat der Flieger, der direkt vorher aus Saint-Denis ankommt, schon bei der Ankunft in Paris Verspätung, was uns noch mal eine Dreiviertelstunde Wartezeit beschert. Dann teilt uns der Pilot nach dem Boarding* mit, dass es ein Problem mit der Klimaanlage gibt. Im Endeffekt haben wir über zwei Stunden Verspätung beim Start in Paris...
Dann verwöhnt uns die Crew* unseres Riesenvogels aber mit tollem Service, einem spitzenmäßigen Abendessen und einigen für Economy* nicht gerade alltäglichen Kleinigkeiten.

Montag, 05.01.2015

Bei unserer Ankunft am Flughafen Roland Garros in Saint-Denis begrüßen uns nicht nur angenehme Temperaturen, sondern auch ein warmer Regen. Nach der Landung geht alles sehr schnell und problemlos. 10 Minuten nach dem Aussteigen haben wir unser Gepäck und noch mal 20 Minuten danach unser schönes Leihauto (auch wenn wir wegen des Wetters das Cabrio noch nicht ausnutzen können). 

Wegen der genauen Anfahrtsbeschreibung finden wir ohne Probleme nach rund einer Stunde Fahrzeit zu unserer Unterkunft, den "Cases Couleurs". Der Empfang ist sehr nett, wir werden erst mal durch die Anlage geführt und dann bringt uns der Chef zu unserem Studio. Es ist einfach nur schön, trotz Regen!

Bei einer kurzen Runde durch die traumhafte Anlage nach dem Auspacken (und dem Regen) sehen wir schon zahlreiche Vögel, einige Agamen und eine große Achatschnecke.

Gegen Abend fahren wir zum Einkaufen in den nahen Supermarkt und kaufen Wein und Knabbersachen, wir finden auch ein Kochbuch mit kreolischen* Rezepten.

Zum Essen fahren wir in den Ort Saint-Leu hinunter, wo wir (wieder einmal) ein tolles Lokal finden. Die kreolische* Küche ist einfach genial - und auch das Gläschen Rhum arrangé* zum Abschluss...

Dienstag, 06.01.2015

Der Tag fängt für mich mit zwei Fotorunden durch die Anlage an, eine mit dem Tab (damit ich meinem Sohn schon mal was schicken kann) und eine mit der Kamera. Dann steht ein Frühstück auf dem Programm, das uns fast umhaut, besonders die frischen Früchte sind eine Schau! Nachdem das Wetter super ist, beschließen wir, mit offenem Verdeck nach Saint-Denis zu fahren - aber da tut sich gar nichts... Also müssen wir wohl noch mal zur Vermietung am Flughafen, so was wie eine Beschreibung ist nämlich nicht an Bord.

Zuerst fahren wir aber zum Barachois, der langen Promenade am Meer. Wir finden auch gleich einen Parkplatz und machen uns auf den Weg in die Altstadt. Als erstes gehen wir die Rue de Paris hinauf, besuchen die Kathedrale und bewundern die Villen der Haute-Volée* des 19./20. Jahrhunderts. Nach einem Abstecher in den Jardin de l'État spazieren wir zum Hindu-Tempel, den wir aber nur von außen sehen, in der Mittagszeit gibt's wohl keine Führung. Schade! Auch die beiden chinesischen Pagoden*, die wir nach dem Petit Marché besuchen wollen, sind bis auf einen Nebenraum zu. Wir gehen durch die Fußgängerzone zur großen Moschee* Noor al Islam, der ältesten Moschee Frankreichs. Hier stehen wir nicht vor verschlossenen Türen, wir können alles ansehen, nur den Gebetsraum sollen wir nicht betreten, aber wir können hinein sehen. Danach spazieren wir zurück zum Auto, unterwegs trinken wir noch was und sehen im Meer sogar eine Schildkröte.

Bei der Autovermietung ist unser kleines Problem schnell behoben - da hat man nur vergessen, uns bei der Übernahme des Fahrzeugs zu erklären, dass zum Öffnen des Verdecks die Zwischenabdeckung im Kofferraum geschlossen sein muss...

Jetzt können wir die Panoramastraße über La Montagne offen fahren! Über die kurvenreiche Straße geht es hinauf über die Hauptstadt, immer wieder haben wir tolle Ausblicke auf die Stadt und den Ozean. 

Wir fahren zum Beginn des Chemin des Anglais, der ältesten Straße der Insel, die heute nur noch zu Fuß erkundet werden kann. Wir lassen das Auto stehen und wandern einige Zeit durch den niedrigen Trockenwald, sehen Agamen, eine große Heuschrecke und sogar ein Paar der seltenen Réunion-Weihen. Danach fahren wir weiter zur alten Lepra*-Station von Saint-Bernard, wo wir nicht nur die alten Gebäude sehen (die inzwischen als Gewerbe genutzt werden), sondern auch einen Bambuswald. Auf dem weiteren Weg nach La Possession sehen wir beeindruckende Landschaften, viel Natur und eine ziemlich große Kolonie von Dorfwebern.

Nachdem wir die Brandung schon von der Autobahn aus gesehen haben, beschließen wir, nach dem Einkaufen fürs Abendessen (heute wird gegrillt) noch zum Souffleur* von Pointe au Sel am südlichen Ortsrand von Saint-Leu zu fahren. Dieses Naturschauspiel ist einfach nur grandios! Durch bestimmte Formationen in der Lavaküste wird Gischt hoch in die Luft gespuckt - allerdings zeitversetzt zur Brandung. Der krönende Abschluss eines tollen Tages!

Mittwoch, 07.01.2015

Nachdem die Wettervorhersage für den Süden recht gut aussieht, ist die wilde Südküste der Insel unser Ziel.

Unser erster Zwischenstopp ist der Strand von L'Étang-Salé-les-Bains. Im Reiseführer habe ich schon gelesen, dass er fast schwarz sein soll - aber dass er es dann auch in der Realität ist, überrascht uns dann doch... Dieser Traumstrand ist außerdem fast menschenleer, wir zählen auf rund 1,5 km Strand, die wir einsehen können, 5 Menschen (uns eingeschlossen!) und 2 Hunde! Vielleicht liegt es daran, dass dieser dunkle, feine Sand in der Sonne eigentlich unerträglich heiß wird.

Dann fahren wir weiter zum Le Gouffre, einem wilden, engen und gewundenen Kanal in den Lavafelsen südlich des Ortes. Die herein strömende Brandung lässt es darin direkt brodeln und das Wasser schießt meterhoch in die Luft. Der Ort ist ein Naturschauspiel, hat aber auch für uns eine etwas bedrückende Atmosphäre, weil sich hier schon viele, oft sehr junge Menschen in den Tod gestürzt haben...

Unser nächstes Ziel ist Grande Anse, besser gesagt das Cap Piton de Grande Anse. Durch trockenen Wald wandern wir hinauf zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Hier sehen wir viele Tropikvögel, die mit ihrer eleganten Erscheinung und dem langen Schwanz zum Symbol für Réunion wurden. Wir sehen noch andere Küsten- und Waldvögel, einige lassen sich sogar fotografieren. Und die Aussicht in beide Richtungen ist einfach schön!

Nach einem kurzen Stopp zum Wasser kaufen (gut, dass der Kopf angewachsen ist, das vorbereitete Wasser steht noch in der Küche...) fahren wir zur Pointe Langevin, dem südlichsten Punkt der Europäischen Union. Und das ist ein wirklich wildes Ende! Ein Souffleur schießt gewaltige Fontänen in die Luft, viel mehr Wasser als der doch eher filigrane* bei Saint-Leu, die Lavafelsen sind von Schluchten durchzogen, in denen sich die Brandung austobt. Grandios!

Eigentlich wollen wir noch zum Cap Méchant und nach Saint-Philippe, aber ein Felssturz blockiert die Straße. Also beschließen wir, gleich zu den bekannten Wasserfällen oberhalb von Langevin zu fahren. Die Straße ist eng, führt über mehrere recht wacklige Brücken und hat ein paar Kehren, die so steil sind, dass sie betoniert werden mussten, weil es unmöglich war, sie zu asphaltieren. Aber es lohnt sich! Schon der untere, niedrigere Wasserfall, die Cascade Trou Noir, beeindruckt uns mit dem klaren Wasser und dem fast schwarzen Becken - kein Wunder, wo der Name herkommt. Wegen der sehr rutschigen Steine gehen wir auf der Straße hinauf zu den oberen Fällen, den Cascades de Grand-Galet. Es überrascht uns nicht, dass sie oft als die bekanntesten Fälle der ganzen Insel bezeichnet werden, die Szenerie ist einmalig schön!

Es fängt an zu regnen, so dass wir unsere weitere Erkundung die Straße hinauf abbrechen und zum Auto zurück gehen. Wir haben das Tal noch nicht einmal verlassen, da ist der Himmel schon wieder strahlend blau. So viel zu Mikroklimazonen...

Donnerstag, 08.01.2015

Nach dem Frühstück fahren wir zum Botanischen Konservatorium Mascarins in Colimaçons oberhalb von Saint-Leu. Vor der Führung besichtigen wir das Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert und einen Teil der Gärten sowie das Orchideenhaus. Wir sehen überall interessante, oft endemische Pflanzen, Vögel und große (allerdings fotoscheue) Schmetterlinge. Bei der Führung erfahren wir viel über die Geschichte des Ortes und noch mehr über die Vegetation* zur Zeit der ersten Siedler im 17. Jahrhundert. Die in freier Natur zum Teil bereits lange verschwundenen Pflanzen wurden hier "nachgepflanzt", der Weg der Pioniere vom Strand in die höheren Lagen anschaulich nachgebildet.

Leider können wir nach der Führung den Garten nicht länger genießen, weil es heftig anfängt zu regnen (und auch erst mal nicht mehr aufhört).

Wir fahren zurück zu den Cases Couleurs, trinken gemütlich ein Bier auf unserer Terrasse und beobachten "unseren" (weil handzahmen) Madagaskar-Weber beim Nestbau. Auch einen schönen Schmetterling kann ich fotografieren. Wir verbringen im wiedergekehrten Sonnenschein einige Zeit am und im Pool, schreiben Karten und beschließen anhand der Wettervorhersage das Programm für morgen.

Freitag, 09.01.2015

Heute versorgen wir uns beim Frühstück selbst, wir starten früh zum Maïdo. Die Straße ist auf den letzten 15 km eng und kurvig, dafür aber perfekt asphaltiert und viel Verkehr ist auch nicht.

Oben gehen wir vom Parkplatz zu den Aussichtspunkten - und sind erst mal sprachlos. Der Blick in den Cirque de Mafate, der noch dazu von einem Aussichtsbalkon zum nächsten wechselt, ist einfach atemberaubend! Dann reißen auch noch die letzten Wolken auf und der Anblick wird mit den hohen Gipfeln über der Schlucht noch spektakulärer. Nachdem wir alle Aussichtspunkte gesehen und die Blicke in die Tiefe genossen haben, machen wir uns auf den Weg zur Caverne de la Glacière.

Die Wanderung führt uns durch ganz andere Landschaften und Vegetation, als wir bis jetzt gesehen haben. Und überall sehen wir auf kurze Distanz die netten Tec-Tecs (offiziell zoologisch: Réunion-Schwarzkehlchen), die sich auch diesen Lebensraum erobert haben. Es fängt leicht an zu regnen, als wir rund 80% der knapp zwei Stunden langen Wanderung hinter uns haben. Wir gehen aber auch das letzte Stück noch und es lohnt sich, die alte Anlage, wo früher Eis für die Getränke der Reichen gewonnen wurde, ist wirklich interessant. Im Trockenen der Anlage verpacken wir alles für den Rückweg wasserdicht und machen uns auf den Weg zurück zum Auto.

Bei der Fahrt durch verschiedene Wälder zurück in Richtung Küste haben wir wieder vielfältige Eindrücke - und sehen sogar eine Réunion-Weihe auf einem Ast in unmittelbarer Nähe sitzen. Wir halten bei einer der noch erhaltenen Geranium-Destillerien* und schauen uns dort ausgiebig um. Auch kleine Souvenirs kann man hier bekommen, was wir uns nicht entgehen lassen.

Dann geht's zurück nach Saint-Leu, wo wir bei einem Dodo*-Radler den Surfern zuschauen. Der Ort ist in der Surfer-Szene weltweit bekannt - vor allem wegen seiner "linksdrehenden Welle". Anschließend sehen wir uns noch den Gemeinde-Strand an.

Abends gehen wir auch heute zu Nicolas ins "Auberge du Relais" - toll, dass wir dieses Lokal gleich am ersten Abend gefunden haben...

Samstag, 10.01.2015

Wir frühstücken etwas früher, heute wollen wir nach Saint-Pierre zum Bauernmarkt, das Wetter spielt auf jeden Fall schon mal mit.

Wir parken in der Nähe des großen Hindu-Tempels Narassinga Peroumal, den wir schon von der Autobahn aus gesehen haben. Weil eine Zeremonie im Gang ist, können wir ihn nur mit Abstand ansehen, aber bei dem sonnigen Wetter müssen einige Fotos der bonbon-bunten Anlage einfach sein! Der zweite tamilische* Tempel, Badhra Karli, der ganz in der Nähe steht, ist leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen - und die hat er auch bitter nötig, von den strahlenden Farben ist nicht mehr viel zu sehen...

Zum Markt am Meer ist es nur noch ein kurzer Spaziergang und nach einem Blick auf die Wellen stürzen wir uns ins Gewühl zwischen den Ständen. Bis auf die (inzwischen wohl typischen) Stände mit Touristen-Kram ist der Markt wirklich interessant, wir sehen uns völlig unbekannte Früchte und Gemüse, dazu das für Réunion charakteristische Gemisch an Hautfarben und Gesichtszügen. Aber es ist hier so stickig und heiß, dass ich mich nicht mal zu Fotos aufraffen kann...

Dann bringen wir unsere Karten auf den Weg - mal schauen, wie lange sie brauchen – sie waren dann vor uns in Deutschland. Unser nächstes Ziel ist der Friedhof und hier das Grab des Einbrecherkönigs und Serienmörders Sitarane. Um dieses Grab ist ein skurriler Kult entstanden. Noch über 100 Jahre nach seiner Hinrichtung sind hier frische Blumen und vor allem Opfergaben wie Zigaretten oder Rum in großen Mengen zu finden... Danach spazieren wir durch das Zentrum zur Moschee mit ihrem 42 m hohen Minarett*. Wie schon in Saint-Denis können wir auch hier die Räume besuchen, nur die Türen des Gebetsraums bleiben für uns geschlossen.

Nachdem es uns in den Gassen der Stadt bei den heutigen Temperaturen schnell zu heiß wird, beschließen wir, zurück zum Auto zu gehen und ein bisschen Richtung Berge zu fahren. Wir fahren über die riesige Brücke über den Bras de la Plaine hinauf nach L'Entre-Deux. Das Dorfzentrum genießt wohl zu Recht den Ruf, das schönste kreolische Dorf der Insel zu sein. Wir machen einen ausgiebigen Rundgang durch das Dorf und sehen zahlreiche schöne Häuser im traditionellen Stil in üppigen, gepflegten Gärten. Und dann wir das Wetter noch sonniger, so dass wir auch noch einen schönen Blick auf das Massiv des Dimitile haben.

Wir beschließen, die Sonne auszunutzen und direkt nach Saint-Leu zurück zu fahren. Wir tanken noch, kaufen ein und gehen dann erst mal zum Pool. Dort baden außer uns nur noch ein paar Dorfweber... Etwas später gehen wir zu Fuß zum Meer, ein kurzer Spaziergang von nicht mal 10 Minuten. Der Strand ist schön, im Wasser sind aber Felsen und Steine. Dafür sind aber kaum Leute da! Wir genießen die Zeit und das warme Wasser, bewundern die Brandung und amüsieren uns über die kleinen Schlammspringer. Der Rückweg ist wegen der Hitze anstrengend, aber zum Glück ja nicht lang...

Abends grillen wir heut Würste und genießen den malerischen Ausblick auf den Sonnenuntergang.

Sonntag, 11.01.2015

Wir versorgen uns heute wieder selbst und brechen früh in Richtung Vulkan auf. Leider stimmt die Vorhersage nicht, die für den Vormittag Sonne und Wolken und erst für den Nachmittag einzelne Schauer angekündigt hat. In Bourg-Murat, wo die Route du Volcan beginnt, sieht es noch ganz gut aus, aber je weiter hinauf wir fahren, umso schlechter wird's. Sprühregen und Wind verhindern eine Sicht mehr als ein paar Meter über den Straßenrand hinaus, kurz vor dem Pas de Sable stehen wir praktisch mitten in den Wolken. Wir beschließen umzukehren, das bringt nichts.

Als Alternative fahren wir nach La Petite Plaine, vielleicht passt das Wetter dort ja für die Wanderung durch den Forêt de Bébour-Belouve zum Bassin des Hirondelles. Aber leider macht der Regenwald seinem Namen alle Ehre - es gießt wie aus Eimern, eine Art Dauer-Wolkenbruch. So kann ich nicht mal fotografieren! Wir sehen also Baumfarne, Hortensien & Co. nur aus dem Auto heraus...

Wir fahren zurück an die Küste, wo das Wetter deutlich besser ist, aber auch hier läuft es erst mal nicht nach Plan, der Orchideengarten in Saint-Joseph hat heute zu... Wir versuchen unser Glück beim Rum-Museum La Saga du Rhum. Und wenigstens das können wir ansehen! Es ist wirklich interessant, die Schritte der Zuckerrohr-Verarbeitung werden anschaulich und verständlich erklärt, auch die historische Entwicklung der Rum-Erzeugung auf der Insel kommt nicht zu kurz.

Nachdem das Wetter jetzt wieder sehr sonnig ist, beschließen wir, zur Schildkröten-Station Kélonia bei Saint-Leu zu fahren. Früher wurden hier Meeresschildkröten für die Gastronomie und das Kunsthandwerk gezüchtet, heute wird hier alles für das Überleben der (nicht zuletzt durch die früheren Aktivitäten der Anlage höchst gefährdeten) Tiere getan. Verletzte und kranke Tiere werden gepflegt und wieder ins Meer entlassen, falls dies nicht möglich ist, werden die Tiere zur Nachzucht eingesetzt, die Jungtiere werden in ihren natürlichen Lebensraum zurück gebracht. Alles - auch die unschöne eigene Geschichte - wird anschaulich erklärt, man kann die Schildkröten in den Becken aus unterschiedlichen Perspektiven beobachten. Dieser Besuch hat sich gelohnt!

Montag, 12.01.2015

Heute ist mal ein Ruhetag angesagt, zumindest für unser Leihauto. Wir frühstücken in Ruhe, räumen alles auf usw.

Am späten Vormittag wandern wir hinunter nach Saint-Leu, damit wir mal unseren Urlaubsort etwas näher erkunden. Wir kaufen ein witziges T-Shirt für meinen Sohn und sehen uns die historischen Gebäude wie das Rathaus und die Kirche an.

Am Meer essen wir ein leckeres Sandwich, dann machen wir uns auf den Rückweg. Ein paar Minuten, bevor wir die Cases Couleurs erreichen, fängt es so heftig an zu regnen, dass wir klatschnass werden. Gut, dass es trotzdem nicht kalt wird (wir haben immer noch fast 30°C) und dass wir die Fototasche noch rechtzeitig wasserdicht verpackt haben!

Dienstag, 13.01.2015

Da das Wetter für Saint-Gilles sehr gut angekündigt ist, wollen wir heute zu den Bassins der Ravine de Saint-Gilles.

Anfangs ist es aber noch bewölkt und es tröpfelt sogar, so dass wir beschließen, vorher noch ins Aquarium* am Hafen von Saint-Gilles-les-Bains zu gehen. Und das lohnt sich wirklich! Die Becken sind groß und hervorragend gestaltet, in dieser (fast) natürlichen Umgebung gibt es viele Fische, Krebstiere und Korallen zu sehen. Einige kleinere Becken mit winzigen Garnelen oder Schnecken entpuppen sich schon fast als lebendige Suchbilder... Dazu werden die Welt unter Wasser und die Risiken für diesen Lebensraum sehr anschaulich erklärt, wirklich sehenswert!

Nach unserem Besuch im Hafen ist es viel sonniger und so fahren wir das kurze Stück hinauf. Wir finden ohne Probleme einen Parkplatz und den Weg, der laut Reiseführer in einer Viertelstunde ganz simpel zum Bassin des Cormorans führen soll. Aber von wegen 15 Minuten simpel! Das erste Stück durch trockene, von Agaven dominierte, fast steppenartige Landschaft ist noch wirklich einfach. Aber dann geht es durch Regenwald steil hinunter und es ist sehr nass und rutschig - wir sind froh um unsere festen Outdoor-Sandalen. Aber die unterschiedlichen Vegetationszonen faszinieren uns und führen uns die unglaubliche Vielfalt Réunions wieder vor Augen: nach der Steppe gehen wir durch üppigsten Regenwald mit Bananenstauden und Philodendron, unten am Bassin (kaum 50 Höhenmeter unterhalb der Straße) erwartet uns ein Bambuswald, wie wir ihn uns nie hätten vorstellen können, die Stämme sind rund 25 m hoch und haben einen Durchmesser von über 30 cm.

Das Becken mit seinem Wasserfall ist dann einfach nur noch schön! Die Anstrengung des fast halbstündigen Abstiegs ist das auf jeden Fall wert! Hinauf geht's dann leichter...

Jetzt fahren wir nach L'Hermitage-les-Bains, wo wir den Jardin d'Eden besuchen wollen. Dieser private botanische Garten soll laut Internet nicht nur sehr schön angelegt sein, hier gibt es auch Chamäleons. Und auch hier lohnt sich der Besuch! Die verschiedenen Bereiche des Gartens führen den Besucher zu verschiedenen Vegetationszonen, medizinischen oder sogar heiligen Pflanzen. Wir sehen auch tatsächlich zwei Chamäleons, dazu viele Vögel und einige auf Réunion endemische* Schmucktaggeckos, die sich sogar fotografieren lassen. Dieser "Paradies-Garten" ist wirklich ein schönes Ziel!

Danach geht's zurück nach Saint-Leu und an den Pool.

  • Mittwoch, 14.01.2015

    Nachdem das Wetter schon früh nicht so toll ist, wollen wir unser Glück bei der Zuckerfabrik von Saint-Louis versuchen. Aber die ist nur während der Zeit der Zuckerrohrverarbeitung für Besucher geöffnet - und die ist seit 2 Wochen vorbei...

    Und auch in Richtung Saint-Pierre schaut's mit dem Wetter nicht wirklich besser aus, also bringt auch der (heute theoretisch mögliche) Besuch des großen Hindu-Tempels nichts. Gut, dass ich da am Samstag Fotos gemacht habe!

    Wir beschließen also, nur noch zum Einkaufen zu fahren und den Rest des Tages zu relaxen. Abends sind wir dann zum letzten Mal für diesen Urlaub bei Nico und genießen Antarktisdorsch als Cari. Wir kommen sicher wieder!

    Donnerstag, 15.01.2015

    Heute ist die Vorhersage für den Süden und den Osten gut, also starten wir nach dem Frühstück zur Inselrundfahrt. Es ist am Anfang zwar weniger Sonne als angekündigt, aber wir sehen interessante Landschaften und Küstenabschnitte.

    Bei Le Tremblet kommen wir wegen der starken Brandung aber nicht vom so genannten Alten Hafen zum Strand, wo (laut Bordmagazin der Air Austral) ein Seeelefant lebt.

    Sehr beeindruckend ist für uns die Durchquerung des Grand Brûlé. Hier sehen wir, wie sich auf den verschiedenen Lavaströmen im Laufe der Jahre die ersten Pionierpflanzen angesiedelt und den Boden für größere Sträucher und Bäume bereitet haben. Dass die blaue "Madonna mit Regenschirm" von den Bewohnern der Region sehr verehrt wird, ist unschwer an den zahlreichen frischen Blumen rund um die Statue zu erkennen. Leider hängen in den Bergen dicke Wolken, so dass wir keinen Blick zum Vulkan haben.

    Unser nächster Stopp ist an der Anse des Cascades, einer wunderschönen kleinen Bucht mit mehreren Wasserfällen an den umgebenden Steilwänden. Wir fahren über die enge Straße hinunter, parken und nehmen nur die Kamera und sicherheitshalber den wasserdichten Beutel mit. Immer neue Ausblicke und Perspektiven auf die Wasserfälle sind die Belohnung. Und dann erwischt uns ein Wolkenbruch, wie er im Buche steht! Gut, dass wir die ersten Sekunden gerade unter einem sehr großen Baum mit dichter Krone stehen, so können wir die Kamera noch rechtzeitig verstauen... Wir selbst sind aber nicht wasserdicht verstaut und werden auf den wenigen Metern zum Auto bis auf die Haut nass.

    Unser nächstes Ziel ist die Kirche Notre-Dame-des-Laves, die unbeschädigt inmitten des Lavastroms steht, wirklich ein besonderer Anblick. Dann fahren wir weiter zur Kirche von Sainte-Anne, einer wirklich außergewöhnlichen Dorfkirche. Sie erinnert uns mit dem üppigen Dekor an der Fassade und auch mit dem bunten Inneren an einen tamilischen Tempel.

    Weil es ab hier immer stärker regnet, müssen wir den Besuch in der Innenstadt von Saint-Benoît ebenso auf einen nächsten Urlaub aufschieben wie den des Hindutempels von Colosse. Über die Nordküste fahren wir zurück nach Saint-Leu.

    Freitag, 16.01.2015

    Heute genießen wir erst mal das sonnige Wetter am und im Pool. Als es uns dann direkt zu heiß wird, fahren wir hinunter nach Saint-Leu, holen noch Geld und schauen (allerdings vergeblich) nach einem Mitbringsel für eine Freundin.

    Am Nachmittag heißt es dann leider schon Koffer packen... Nach der Begutachtung der Wettervorhersage bestellen wir das Frühstück für morgen ab und begleichen die Rechnung.

    Abends wird noch mal gegrillt und nach dem Essen kommt der Seniorchef zum Adieu-Sagen und mit einer kleinen Flasche hausgemachtem Rhum arrangé als Abschiedsgeschenk. Das meiste davon (einen Schluck müssen wir aber schon probieren!) wird mit nach Hause genommen.

    Samstag, 17.01.2015

    Wir stehen früh auf, packen den Rest ein und starten kurz vor 7 Uhr. Wir können den Tag noch ausnutzen, unser Flug geht erst abends und auch das Leihauto haben wir bis 18:00 Uhr reserviert. Unser Plan ist, heute doch noch den Vulkan Piton de la Fournaise aus der Nähe zu sehen. Und es sieht sehr gut aus, es ist bewölkt, aber es sind nur hohe Wolken, die Berge sind frei.

    Wir fahren ab Bourg-Murat auf der Route du Volcan, haben immer wieder Blicke hinüber auf den höchsten Berg der Insel, den erloschenen Vulkan Piton des Neiges. Die Landschaft und die Vegetation entlang der Straße beeindrucken uns sehr. Jetzt sehen wir, was uns beim ersten Versuch entgangen ist... Besonders die Sandebene Plaine des Sables ist einzigartig mit ihren Felsformationen und Farben - trotz fast völlig fehlendem Leben ist diese Mondlandschaft faszinierend. Vom Zustand der Piste durch die Ebene zum Vulkan hinauf kann man das in gewisser Weise auch behaupten... So könnte eine Teststrecke für Fahrwerk und Stoßdämpfer aussehen, es wäre ein echter Härtetest.

    Vom Pas de Bellecombe aus sehen wir in die Caldera* des Vulkans. Wir nehmen uns vor, bei der nächsten Gelegenheit hier zu übernachten und dem Piton de la Fournaise dann noch näher zu kommen. Auf dem Rückweg halten wir noch am schroffen Cratère Commerson, gehen zusammen zur kleinen Aussichtsplattform am Kraterrand. Hier geht es direkt an der Plattform über 200 m senkrecht hinunter! Dieses Loch ist vor 2000 Jahren durch eine Wasserdampfexplosion entstanden - heute ist es für Schwindelfreie ein toller Anblick. Ein Stück weiter halten wir, um einen genauen Blick in die gewaltige Schlucht Rivière des Remparts zu werfen. Sie ist die älteste Caldera des Vulkans und ähnelt dem Cirque de Mafate - laut Experten wird sich die Schlucht in einigen tausend Jahren auch zu einem abgeschlossenen Talkessel entwickeln.

    Jetzt ziehen auch die ersten Wolken herein, der Piton des Neiges ist schon nicht mehr zu sehen. In Bourg-Murat besuchen wir zum Abschluss noch das tolle Vulkan-Museum, dann fahren wir hinunter zur Ostküste.

    In Saint-Denis kaufen wir uns einige Samoussas (gefüllter Blätterteig) und verspeisen sie als spätes Mittagessen am Meer. Dann tanken wir das Auto voll, fahren zum Flughafen und geben das Cabrio zurück. Unser Gepäck ist schnell eingecheckt und dann heißt es nur noch warten und die letzten knapp zwei Wochen Revue passieren lassen.

    Sonntag, 18.01.2015

    Wir fliegen die Nacht durch, können auch gut schlafen und landen früh am Morgen in Paris. Da unsere Maschine aus Réunion etwas früher als geplant gelandet ist, haben wir bis zum Flug nach München 2 Stunden Zeit. Aber auch das reicht offenbar nicht, um unser Gepäck auch zur anderen Maschine zu befördern, CDG ist wirklich ziemlich chaotisch...